Dach selbst decken: Die ultimative Anleitung zum Geld sparen
Die Dacheindeckung ist ein Projekt, das viele Hausbesitzer gerne an Profis überlassen. Doch wusstest Du, dass Du mit der richtigen Anleitung, guter Vorbereitung und dem nötigen Sicherheitsbewusstsein Dein Dach selbst decken und dabei erheblich Geld sparen kannst? Je nach Dachgröße können die Kosteneinsparungen zwischen 3. 000 und 10. 000 Euro liegen – eine beträchtliche Summe, die Du für andere Hausverbesserungen verwenden könntest.
Bevor Du jedoch zur Leiter greifst, solltest Du wissen: Eine Dacheindeckung in Eigenregie ist kein Wochenendprojekt. Es erfordert sorgfältige Planung, die richtigen Werkzeuge und vor allem ein hohes Maß an Sicherheitsbewusstsein. Diese Anleitung führt Dich durch alle notwendigen Schritte, damit Du Dein Dach sicher, fachgerecht und mit einem professionellen Ergebnis selbst decken kannst.
Rechtliche Voraussetzungen beachten
Bevor Du mit der Dacheindeckung beginnst, informiere Dich über die baurechtlichen Bestimmungen in Deiner Gemeinde. In vielen Regionen Deutschlands gelten spezifische Vorschriften bezüglich Dachneigung, Farbe und Material, besonders in denkmalgeschützten Gebieten oder bei Häusern mit besonderen Auflagen.
Für größere Dachprojekte könnte eine Baugenehmigung erforderlich sein, insbesondere wenn strukturelle Änderungen vorgenommen werden. Ein Anruf bei der örtlichen Baubehörde kann Dir viel Ärger ersparen.
Der optimale Zeitpunkt ist entscheidend
Ein oft übersehener, aber entscheidender Faktor bei der Dacheindeckung selbst machen ist das Timing. Die ideale Zeit für Dacharbeiten liegt in den späten Frühlingsmonaten bis zum frühen Herbst. In dieser Zeit bietet das Wetter meist stabile Bedingungen ohne extreme Hitze oder Kälte.
Achtung: Vermeide Dacharbeiten bei:
- Temperaturen über 30°C (Material dehnt sich aus)
- Temperaturen unter 5°C (Material wird spröde)
- Regen oder hoher Luftfeuchtigkeit (Rutschgefahr)
- Starkem Wind (erhöhte Unfallgefahr)
- Nebel (schlechte Sicht auf dem Dach)
Ein weit verbreiteter Profi-Tipp ist, das Wetter mindestens fünf Tage im Voraus zu prüfen und einen Pufferzeitraum von zwei bis drei Tagen für unerwartete Wetterbedingungen einzuplanen. Diese strategische Planung kann den Unterschied zwischen einem erfolgreichen Projekt und einer frustrierenden Erfahrung ausmachen.
Sicherheit und Ausrüstung
Deine Sicherheit steht an erster Stelle, wenn Du eine Dach decken Anleitung befolgst. Die Investition in die richtige Sicherheitsausrüstung ist unerlässlich und sollte niemals kompromittiert werden.
Notwendige Sicherheitsausrüstung
- Dachgerüst oder Dachleiter mit Sicherung (Mietkosten: ca. 150-300€ pro Woche)
- Komplettes Auffangsystem mit Gurt (Kaufpreis: 150-300€)
- Sicherheitshelm mit Kinnriemen (Kaufpreis: 30-70€)
- Arbeitshandschuhe mit Grip (Kaufpreis: 15-30€)
- Rutschfeste Sicherheitsschuhe (Kaufpreis: 60-120€)
- Wetterfeste Arbeitskleidung (Kaufpreis: 100-200€)
- Schutzbrille (Kaufpreis: 10-30€)
Wichtig: Spare niemals an Sicherheitsausrüstung! Ein Sturz vom Dach kann lebensgefährlich sein.
Erforderliche Werkzeuge
- Dachdeckerhammer (20-40€)
- Blechschere (25-50€)
- Zollstock und Maßband (15-30€)
- Wasserwaage (20-40€)
- Kreideleine (10-20€)
- Cuttermesser (10-20€)
- Akkuschrauber mit Bits (80-150€)
- Dachlatten-Schneider oder Handsäge (30-60€)
- Nagelpistole (optional) (150-300€)
Materialprüfung und -lagerung
Achte darauf, dass alle Materialien trocken gelagert werden. Feuchte Dachziegel oder nasses Holz können zu Problemen bei der Installation und später zu Schimmelbildung führen. Prüfe jeden Ziegel vor der Verlegung auf Risse oder Beschädigungen.
Materialplanung und Vorbereitung
Eine gründliche Materialplanung ist entscheidend, um kostspielige Nachbestellungen oder überschüssiges Material zu vermeiden. Das dach decken material berechnen ist ein wichtiger Schritt, bevor Du mit der eigentlichen Arbeit beginnst.
Materialberechnung für Dachziegel
Die Grundformel zur Berechnung der benötigten Dachziegel lautet:
Anzahl der Dachziegel = (Dachlänge x Dachbreite) x Faktor
Der Faktor variiert je nach Ziegeltyp:
- Standardziegel: 10-14 Stück pro m²
- Betondachsteine: 8-10 Stück pro m²
- Schieferplatten: 14-18 Stück pro m²
Praktisches Berechnungsbeispiel: Für ein Satteldach mit den Maßen 10m × 8m (also 80m² pro Seite, insgesamt 160m²) und Standardziegeln mit einem Faktor von 12:
Zusätzlich benötigst Du:
- Firstziegel: Berechne die Länge des Firsts und teile durch die Länge eines Firstziegels
- Ortgangziegel: Berechne die Länge des Ortgangs und teile durch die Länge eines Ortgangziegels
- Planungsreserve: Addiere 10% für Verschnitt und Bruch
Unterkonstruktion planen
Für eine fachgerechte Dacheindeckung benötigst Du:
- Unterspannbahn: Berechne die Dachfläche plus 15% Überlappung
- Dachlatten: Berechne die Dachbreite × Anzahl der Lattenreihen (abhängig vom Ziegeltyp)
- Konterlatten: Berechne die Länge der Sparren × Anzahl der Sparren
- Nägel/Schrauben: Ca. 500g pro 10m² Dachfläche
Tipp: Eine Photovoltaikanlage sollte bereits bei der Planung der Dacheindeckung berücksichtigt werden, da spezielle Befestigungspunkte und Durchführungen erforderlich sein können.
Praktische Durchführung
Nachdem Du alle Vorbereitungen getroffen hast, kannst Du mit der eigentlichen Arbeit beginnen. Hier ist eine detaillierte Anleitung für das dachziegel verlegen schritt für schritt.
1. Altes Dachmaterial entfernen
- Beginne von oben nach unten und entferne zunächst die Firstziegel.
- Löse die alten Dachziegel reihenweise und bewege Dich dabei immer von oben nach unten.
- Entferne die alten Dachlatten und prüfe die Sparren auf Beschädigungen.
- Reinige die Dachfläche gründlich von Schutt und Nägeln.
Sicherheitshinweis: Arbeite beim Abriss immer mit mindestens einer zweiten Person, die das herabfallende Material sichert oder aufsammelt.
2. Unterspannbahn anbringen
- Rolle die Unterspannbahn horizontal aus, beginnend an der Traufe.
- Befestige sie mit Tackerklammern an den Sparren.
- Achte auf eine Überlappung von mindestens 10 cm bei horizontalen Stößen.
- Bei vertikalen Stößen sollte die Überlappung mindestens 20 cm betragen.
Expertentipp: Ziehe die Unterspannbahn leicht durch, damit sie später nicht durchhängt und Wasser sammelt. Eine straff gespannte Bahn leitet Feuchtigkeit besser ab.
3. Konterlatten und Dachlatten montieren
- Befestige die Konterlatten (in der Regel 4×6 cm) vertikal auf den Sparren über der Unterspannbahn.
- Montiere die erste Dachlatte an der Traufe.
- Miss den Lattenabstand entsprechend Deiner Dachziegel aus (meist zwischen 28-36 cm).
- Verwende die Kreideleine, um gerade Linien für die Latten zu markieren.
- Befestige die Dachlatten horizontal auf den Konterlatten.
Wichtig: Der exakte Lattenabstand ist entscheidend für die spätere Dichtigkeit des Daches. Halte Dich genau an die Herstellerangaben für den von Dir gewählten Dachziegeltyp.
4. Dachziegel verlegen
- Beginne mit dem Verlegen der Ziegel an der unteren rechten oder linken Ecke des Daches.
- Arbeite in horizontalen Reihen von unten nach oben.
- Jeder Ziegel sollte auf vier Punkten aufliegen und mit dem darüberliegenden überlappen.
- Verwende bei Bedarf Sturmklammern, besonders in windexponierten Lagen.
Tipp zur professionellen Verlegung: Versetze die vertikalen Stoßfugen der Ziegel in jeder zweiten Reihe, um ein Schachbrettmuster zu erzeugen. Dies erhöht die Regensicherheit des Daches.
5. Firstziegel anbringen
- Verlege zuerst den First-Lüftungsstreifen über der obersten Ziegelreihe.
- Befestige die Firstlatte mittig auf dem Dachfirst.
- Setze die Firstziegel auf und fixiere sie mit speziellen Schrauben.
- Achte auf die richtige Überlappung der Firstziegel (ca. 5 cm).
Achtung: Der First ist besonders anfällig für Wettereinflüsse. Stelle sicher, dass die Firstziegel besonders sorgfältig und sturmsicher befestigt sind.
Während der gesamten Installation solltest Du regelmäßig die Ausrichtung und Ebenheit mit der Wasserwaage prüfen. Unregelmäßigkeiten sollten sofort korrigiert werden, da sie später zu Undichtigkeiten führen können.
Wenn Du die erforderliche Dämmung unter dem Dach anbringen möchtest, solltest Du dies vor der Installation der Unterspannbahn tun. Eine fachgerechte Fassadendämmung kann ebenfalls zur Gesamteffizienz Deines Hauses beitragen.
Qualitätssicherung und Wartung
Nach der erfolgreichen Installation ist die regelmäßige Wartung entscheidend, um die Lebensdauer Deines neuen Daches zu maximieren. Besonders wenn Du ein dach neu eindecken willst, solltest Du die folgenden Aspekte beachten.
Inspektionspunkte nach der Fertigstellung
Führe direkt nach Abschluss der Arbeiten und dann regelmäßig folgende Kontrollen durch:
- Dichtigkeit: Überprüfe bei leichtem Regen, ob Wasser eindringt.
- Ausrichtung: Kontrolliere, ob alle Ziegel gleichmäßig und in einer Linie liegen.
- Befestigung: Prüfe, ob alle Ziegel sicher liegen und nichts wackelt.
- Anschlüsse: Achte besonders auf die Dichtigkeit an Kaminen, Gauben und anderen Dachdurchbrüchen.
Regelmäßiger Wartungsplan
- Nach jedem starken Sturm: Sichtprüfung des Daches auf lose oder verschobene Ziegel
- Halbjährlich: Reinigung der Dachrinnen und Überprüfung der Firstziegel
- Jährlich: Gründliche Inspektion des gesamten Daches, vorzugsweise im Frühjahr
- Alle 5 Jahre: Professionelle Überprüfung durch einen Dachdecker
Typische Probleme und Lösungen
Wassereinbruch:
- Mögliche Ursache: Beschädigte Ziegel oder Unterspannbahn
- Lösung: Identifiziere die Stelle und ersetze beschädigte Komponenten
Lose Ziegel:
- Mögliche Ursache: Unzureichende Befestigung oder Sturmschäden
- Lösung: Befestige die Ziegel neu und verwende ggf. zusätzliche Sturmklammern
Moosbildung:
- Mögliche Ursache: Natürlicher Prozess, beschleunigt in schattigen Lagen
- Lösung: Vorsichtige Reinigung mit speziellen Mitteln, keine Hochdruckreiniger verwenden!
Frostschäden:
- Mögliche Ursache: Wassereinlagerung mit anschließendem Gefrieren
- Lösung: Beschädigte Ziegel austauschen und Ursache für Wassereinlagerung beheben
Professionelle Reinigungsdienste können Dir helfen, wenn die Reinigung des Daches zu aufwändig oder gefährlich erscheint. Besonders bei älteren Dächern kann eine regelmäßige professionelle Reinigung die Lebensdauer deutlich verlängern.
Fazit: Lohnt sich das Dach selbst decken?
Ein Dach selbst zu decken ist ein anspruchsvolles, aber durchaus machbares Projekt für erfahrene Heimwerker. Mit einer Einsparung von mehreren tausend Euro ist es finanziell attraktiv, erfordert jedoch eine sorgfältige Planung, das richtige Werkzeug und vor allem ein hohes Maß an Sicherheitsbewusstsein.
Die wichtigsten Faktoren für den Erfolg sind:
- Gründliche Vorbereitung und Materialplanung
- Optimales Timing und Wetterbedingungen
- Strenge Einhaltung aller Sicherheitsmaßnahmen
- Qualitativ hochwertige Materialien
- Präzise Ausführung jedes Arbeitsschrittes
Solltest Du Dich überfordert fühlen oder ist Dein Dach besonders komplex, scheue Dich nicht, einen Profi hinzuzuziehen. Mit anyhelpnow findest Du den besten Dachdecker, der Dir bei der Beratung oder für teilweise Unterstützung zur Seite stehen kann. Die Kombination aus Eigenleistung und gezielter professioneller Hilfe kann oft die beste Lösung sein, um Kosten zu sparen und gleichzeitig ein optimales Ergebnis zu erzielen.
Abschließende Checkliste
- Baugenehmigung eingeholt (falls erforderlich)
- Wetterprognose für mindestens 5 Tage überprüft
- Sicherheitsausrüstung vollständig und geprüft
- Materialberechnungen durchgeführt und Materialien beschafft
- Werkzeuge bereitstehen und funktionsfähig
- Helfer organisiert (mindestens eine weitere Person)
- Lagerplatz für alte Materialien vorbereitet
- Entsorgung der Altmaterialien organisiert
Mit dieser umfassenden Anleitung bist Du bestens gerüstet, um Dein Dach selbst zu decken. Denke immer daran: Deine Sicherheit hat oberste Priorität, und ein gut installiertes Dach schützt Dein Zuhause für viele Jahre.
Wenn Du mehr über die Kosten einer professionellen Dachneueindeckung erfahren möchtest, findest Du hilfreiche Informationen in unserem Artikel Was kostet ein neues Dach.