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Adipositas Grad: BMI-Klassifikation & Behandlungsmöglichkeiten

Adipositas Grad: BMI-Klassifikation & Behandlungsmöglichkeiten

17.12.2025

Lesezeit 7 Minuten

Zusammenfassung

Umfassende Aufklärung über die verschiedenen Adipositas-Grade nach BMI-Klassifikation und deren spezifische Behandlungsansätze zu bieten

Zusammenfassung

Umfassende Aufklärung über die verschiedenen Adipositas-Grade nach BMI-Klassifikation und deren spezifische Behandlungsansätze zu bieten

In Deutschland leben über 16 Millionen Menschen mit Adipositas – einer chronischen Erkrankung, die weit mehr ist als nur "zu viel Gewicht". Wenn Du zu denjenigen gehörst, die sich fragen, welcher Adipositas-Grad bei Dir vorliegt und was das für Deine Gesundheit bedeutet, bist Du hier genau richtig. Die Einstufung in verschiedene Adipositas-Grade basiert auf dem Body Mass Index (BMI) und hilft Ärzten dabei, das individuelle Gesundheitsrisiko einzuschätzen und die passende Behandlung zu wählen. In diesem umfassenden Ratgeber erfährst Du alles Wichtige über die BMI-Klassifikation bei Adipositas, die spezifischen Risiken der einzelnen Grade und welche Behandlungsmöglichkeiten Dir zur Verfügung stehen.

Was ist Adipositas: Definition und BMI-Klassifikation

Adipositas ist eine chronische Erkrankung, die durch eine übermäßige Ansammlung von Körperfett gekennzeichnet ist. Sie unterscheidet sich vom einfachen Übergewicht durch einen höheren BMI-Wert und ein deutlich erhöhtes Gesundheitsrisiko. Der Body Mass Index dient dabei als Orientierungswert und wird nach folgender Formel berechnet: Körpergewicht (kg) geteilt durch Körpergröße (m)².

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) nutzt den BMI zur Klassifikation von Gewichtskategorien. Bei der BMI-Klassifikation von Adipositas unterscheidet man zwischen drei verschiedenen Schweregraden, die jeweils mit unterschiedlichen gesundheitlichen Risiken einhergehen. Du kennst sicher den BMI, aber weißt Du auch, dass seine Aussagekraft begrenzt ist? Er berücksichtigt weder die Verteilung des Körperfetts noch die Muskelmasse, was bei muskulösen Menschen zu falschen Einschätzungen führen kann.

BMI-Klassifikation im Überblick:

KategorieBMI-Bereich (kg/m²)Gesundheitsrisiko
Normalgewicht18,5-24,9Durchschnittlich
Übergewicht25-29,9Gering erhöht
Adipositas Grad 130-34,9Erhöht
Adipositas Grad 235-39,9Hoch
Adipositas Grad 3≥40Sehr hoch

Trotz der weiten Verbreitung dieser Klassifikation solltest Du wissen, dass zusätzliche Faktoren wie der Taillenumfang, die Körperfettverteilung und vorhandene Begleiterkrankungen für eine vollständige Risikobeurteilung berücksichtigt werden müssen. Eine professionelle medizinische Bewertung geht daher immer über die reine BMI-Berechnung hinaus.

Adipositas Grad 1: Mäßige Fettleibigkeit (BMI 30-34,9)

Wenn Du einen BMI zwischen 30 und 34,9 hast, liegst Du im Bereich der Adipositas Grad 1, auch als mäßige Fettleibigkeit bezeichnet. Bei diesem Adipositas-Grad ist Dein Risiko für verschiedene Gesundheitsprobleme bereits deutlich erhöht: Das Diabetes-Risiko steigt auf das Zwei- bis Dreifache im Vergleich zu Menschen mit Normalgewicht, und auch kardiovaskuläre Erkrankungen wie Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen treten häufiger auf.

Die gute Nachricht: Bei Adipositas Grad 1 hast Du gute Chancen, durch konservative Behandlungsansätze deutliche Verbesserungen zu erreichen. Der Fokus liegt dabei auf einer Kalorienreduktion von etwa 500 bis 600 Kalorien pro Tag sowie regelmäßiger körperlicher Aktivität. Medizinische Leitlinien empfehlen mindestens 150 Minuten moderate Bewegung pro Woche. Diese Kombination kann bereits zu einem klinisch relevanten Gewichtsverlust führen.

Ein realistisches Ziel ist eine Reduktion von 5 bis 10 Prozent Deines Ausgangsgewichts innerhalb von sechs Monaten. Diese moderate Gewichtsabnahme reicht bereits aus, um messbare gesundheitliche Verbesserungen zu erzielen: Dein Blutzuckerspiegel kann sich normalisieren, der Blutdruck sinkt und Deine Blutfettwerte verbessern sich. Viele häufige Diätfehler können durch professionelle Begleitung vermieden werden.

Behandlungsoptionen bei Adipositas Grad 1:

BehandlungsansatzWirksamkeitAufwandNebenwirkungen
Ernährungstherapie5-10% GewichtsverlustHochMinimal
Bewegungstherapie3-5% GewichtsverlustMittelMinimal
Medikamente5-15% GewichtsverlustGeringModerat

In einigen Fällen kann bei Adipositas Grad 1 auch eine medikamentöse Unterstützung sinnvoll sein, besonders wenn Begleiterkrankungen wie Diabetes mellitus Typ 2 vorliegen. Moderne Medikamente können den Abnehmprozess unterstützen und sollten immer in Kombination mit einer nachhaltigen Ernährungsumstellung und Bewegungstherapie eingesetzt werden.

Adipositas Grad 2: Erhebliche Fettleibigkeit (BMI 35-39,9)

Bei Adipositas Grad 2 mit einem BMI zwischen 35 und 39,9 verschärfen sich die gesundheitlichen Risiken deutlich. Wenn Du in diesen Bereich fällst, ist Dein Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 auf etwa das Fünffache erhöht. Häufig tritt bei diesem Adipositas-Grad auch das metabolische Syndrom auf – eine gefährliche Kombination aus Übergewicht, erhöhtem Blutdruck, Fettstoffwechselstörungen und Insulinresistenz.

Bei Adipositas Grad 2 solltest Du unbedingt eine intensivierte konservative Therapie in Betracht ziehen, idealerweise in einem spezialisierten Adipositas-Zentrum. Die Behandlung umfasst eine strukturierte Ernährungsberatung, ein angeleitetes Bewegungsprogramm und psychologische Unterstützung. Der Aufwand ist höher als bei Grad 1, aber die Ergebnisse können lebensverändernd sein. Eine eiweißreiche Ernährung kann dabei helfen, während der Gewichtsabnahme Muskelmasse zu erhalten.

Eine realistische Zielsetzung bei Adipositas Grad 2 ist ein Gewichtsverlust von 10 bis 15 Prozent des Ausgangsgewichts. Diese Reduktion führt zu klinisch bedeutsamen Verbesserungen Deiner Stoffwechselparameter und kann das Fortschreiten von Begleiterkrankungen aufhalten oder sogar rückgängig machen. Formula-Diäten unter ärztlicher Aufsicht können in dieser Phase als Einstieg in eine Ernährungsumstellung dienen.

Wenn Du Adipositas Grad 2 hast, solltest Du wissen, dass bereits jetzt die Vorbereitung auf eine mögliche bariatrische Operation beginnen kann. Selbst wenn eine Operation noch nicht unmittelbar geplant ist, erfüllen viele Patienten mit diesem BMI-Bereich die medizinischen Kriterien dafür. Die Entscheidung für oder gegen einen chirurgischen Eingriff sollte gemeinsam mit Deinem Behandlungsteam und nach sorgfältiger Abwägung getroffen werden.

Adipositas Grad 3: Extreme Fettleibigkeit (BMI ≥40)

Adipositas Grad 3, auch als extreme oder morbide Adipositas bezeichnet, liegt vor, wenn Dein BMI 40 oder höher ist. Bei diesem Adipositas-Grad sind die gesundheitlichen Risiken besonders ausgeprägt: Das Mortalitätsrisiko ist um das Zwei- bis Dreifache erhöht, und nahezu alle Organsysteme sind von den Auswirkungen des extremen Übergewichts betroffen. Erkrankungen wie schwere Schlafapnoe, Gelenkprobleme, Herzschwäche und diverse Krebsarten treten deutlich häufiger auf.

Für Menschen mit Adipositas Grad 3 gilt die bariatrische Chirurgie als Goldstandard-Behandlung, da konservative Maßnahmen allein oft nicht ausreichen, um einen ausreichenden und dauerhaften Gewichtsverlust zu erzielen. Die verschiedenen chirurgischen Verfahren unterscheiden sich in ihrer Wirkweise und ihren Erfolgsraten:

Vergleich bariatrischer Operationen:

VerfahrenGewichtsverlustRisikenNachsorgeaufwand
Magenbypass60-80% ÜbergewichtMittelHoch
Sleeve-Gastrektomie50-70% ÜbergewichtGeringMittel
Magenband40-60% ÜbergewichtSehr geringHoch

Bei Adipositas Grad 3 stehen Dir effektive Behandlungsoptionen zur Verfügung, die nachweislich nicht nur das Gewicht reduzieren, sondern auch Begleiterkrankungen deutlich verbessern können. Nach einer bariatrischen Operation zeigen 70 bis 90 Prozent der Patienten eine Verbesserung oder sogar vollständige Remission ihrer Begleiterkrankungen wie Diabetes Typ 2 oder Bluthochdruck. Der durchschnittliche Gewichtsverlust liegt bei 60 bis 80 Prozent des Übergewichts.

Wichtig zu verstehen ist, dass eine Operation kein "Wundermittel" ist, sondern der Beginn eines lebenslangen Prozesses. Die perioperative Vorbereitung umfasst mehrere Monate, in denen Du Deine Ernährungsgewohnheiten bereits anpasst und Dich mental auf die Veränderungen vorbereitest. Nach dem Eingriff ist eine lebenslange Nachsorge mit regelmäßigen Kontrollen, Supplementierung von Vitaminen und Mineralstoffen sowie Anpassung der Essgewohnheiten unerlässlich.

Adipositas Permagna: Extreme Fälle (BMI >50)

Bei einem BMI über 50 spricht man von Adipositas permagna oder super-obesity. Dieser Zustand stellt sowohl für Betroffene als auch für das medizinische Team besondere Herausforderungen dar. Die Behandlung solch extremer Fälle erfordert spezialisierte Zentren mit Erfahrung in der Versorgung von Patienten mit sehr hohem Gewicht, da sowohl das Anästhesierisiko als auch die chirurgischen Komplikationsraten erhöht sind.

Auch bei extremer Adipositas gibt es für Dich Hoffnung und wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Häufig wird ein mehrstufiger Therapieansatz gewählt: Zunächst erfolgt eine intensive konservative Therapie, um eine erste Gewichtsreduktion zu erreichen und das Operationsrisiko zu senken. Anschließend kann eine bariatrische Operation durchgeführt werden, gefolgt von einer langfristigen Nachsorge und gegebenenfalls plastisch-chirurgischen Eingriffen zur Entfernung überschüssiger Haut.

Die Behandlung bei Adipositas permagna erfordert ein interdisziplinäres Team aus Ernährungsmedizinern, Chirurgen, Psychologen, Physiotherapeuten und weiteren Spezialisten. Der Aufwand ist beträchtlich, aber die Erfolgsaussichten haben sich in den letzten Jahren deutlich verbessert. Moderne chirurgische Techniken und optimierte Nachsorgeprogramme ermöglichen auch bei sehr hohem Ausgangsgewicht eine signifikante und dauerhafte Gewichtsreduktion mit verbesserter Lebensqualität.

Psychosoziale Aspekte der Adipositas-Klassifikation

Die Einstufung in einen bestimmten Adipositas-Grad kann Dich emotional stark belasten. Viele Betroffene berichten von Schamgefühlen, reduziertem Selbstwertgefühl und sozialer Stigmatisierung, die durch die medizinische Kategorisierung noch verstärkt werden können. Diese psychologische Komponente wird in der Behandlung jedoch häufig unterschätzt, obwohl sie einen erheblichen Einfluss auf den Therapieerfolg hat.

Die Art und Weise, wie Ärzte und medizinisches Personal über Adipositas-Grade sprechen, beeinflusst maßgeblich, wie Du Deine eigene Situation wahrnimmst und wie motiviert Du bist, Veränderungen vorzunehmen. Eine stigmatisierende oder urteilende Kommunikation kann dazu führen, dass Du Dich zurückziehst und notwendige Behandlungen meidest. Im Gegensatz dazu fördert eine empathische, respektvolle Ansprache Dein Vertrauen und Deine Bereitschaft zur Mitarbeit.

Für jeden BMI-Bereich haben sich unterschiedliche psychotherapeutische Ansätze als hilfreich erwiesen. Die kognitive Verhaltenstherapie unterstützt Dich dabei, ungünstige Denkmuster und Verhaltensweisen zu erkennen und zu verändern. Bei flexitarischer Ernährung lernst Du einen ausgeglichenen Umgang mit Lebensmitteln, ohne strikte Verbote, die häufig zu Heißhungerattacken führen.

Die psychologische Begleitung ist besonders wichtig, wenn Du Dich für eine bariatrische Operation entscheidest. Sie bereitet Dich auf die drastischen Veränderungen vor, die nicht nur Deinen Körper, sondern auch Deine Beziehung zu Essen, Dein Selbstbild und oft auch Deine sozialen Beziehungen betreffen. Viele Adipositas-Zentren verlangen daher eine psychologische Begutachtung vor einem chirurgischen Eingriff.

Häufig gestellte Fragen zur Adipositas-Klassifikation

Welcher Adipositas Grad liegt bei einem BMI von 35 vor? Ein BMI von 35 entspricht Adipositas Grad 2. Bei diesem Wert ist das Gesundheitsrisiko bereits erheblich erhöht, und eine intensivierte Therapie in einem spezialisierten Zentrum wird empfohlen.

Kann ich von Adipositas Grad 3 wieder zu einem gesunden Gewicht zurückkehren? Ja, eine Rückkehr zu einem gesünderen Gewicht ist auch bei Adipositas Grad 3 möglich. Die bariatrische Chirurgie bietet hierbei die besten Erfolgsaussichten mit einem durchschnittlichen Verlust von 60-80% des Übergewichts. Eine lebenslange Nachsorge ist jedoch wichtig.

Übernimmt die Krankenkasse die Behandlung bei Adipositas? Die Kostenübernahme hängt vom Schweregrad und den bereits durchgeführten Maßnahmen ab. Bei Adipositas Grad 2 und 3 übernehmen Krankenkassen unter bestimmten Voraussetzungen die Kosten für konservative Therapien und bariatrische Operationen.

Wie schnell sollte ich bei Adipositas abnehmen? Ein gesunder und nachhaltiger Gewichtsverlust liegt bei 0,5 bis 1 kg pro Woche. Zu schnelles Abnehmen kann zu Muskelabbau, Nährstoffmangel und dem gefürchteten Jo-Jo-Effekt führen.

Ist Adipositas eine selbstverschuldete Erkrankung? Nein, Adipositas ist eine komplexe chronische Erkrankung, die durch genetische Faktoren, Stoffwechselveränderungen, Umwelteinflüsse und psychosoziale Faktoren beeinflusst wird. Die Sichtweise als "Verschulden" ist medizinisch überholt und kontraproduktiv.

Fazit: Individuelle Behandlung für jeden Adipositas-Grad

Die Klassifikation der verschiedenen Adipositas-Grade anhand des BMI bietet eine wichtige Orientierung für die medizinische Behandlung und Risikobewertung. Jeder Adipositas-Grad – ob Grad 1, 2, 3 oder permagna – erfordert einen individuell angepassten Behandlungsansatz, der von konservativen Maßnahmen bis hin zur bariatrischen Chirurgie reichen kann.

Wichtig ist zu verstehen, dass der BMI nur ein Werkzeug zur ersten Einschätzung ist. Eine umfassende medizinische Beurteilung berücksichtigt zusätzlich Deine Begleiterkrankungen, die Verteilung des Körperfetts, Deine psychische Gesundheit und Deine persönlichen Lebensumstände. Die Einstufung in einen Adipositas-Grad sollte niemals stigmatisierend sein, sondern als Ausgangspunkt für eine respektvolle, empathische und wirksame Behandlung dienen.

Unabhängig davon, in welchem BMI-Bereich Du Dich befindest: Es gibt heute vielfältige und wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Von der ambulanten Ernährungsberatung über strukturierte Gewichtsreduktionsprogramme bis hin zu modernen chirurgischen Verfahren – die Adipositas-Medizin hat große Fortschritte gemacht. Der erste Schritt ist oft der schwierigste, aber mit professioneller Unterstützung kannst Du Deine Gesundheit und Lebensqualität deutlich verbessern.

Mit anyhelpnow findest Du den besten Ernährungsberater, der Dir bei der Entwicklung eines individuellen Behandlungsplans für Deine spezifische Situation helfen kann. Ob Du mit Adipositas Grad 1 beginnst, konservative Methoden auszuprobieren, oder mit Grad 3 eine Operation in Betracht ziehst – eine professionelle Ernährungsberatung ist ein wichtiger Baustein auf Deinem Weg zu mehr Gesundheit und Wohlbefinden.

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