Zuletzt aktualisiert: 27.06.2025

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ETF vs Aktien: Zahlen, Fakten & Strategien im Vergleich

ETF vs Aktien: Zahlen, Fakten & Strategien im Vergleich

Inhalt:

Die Investitionsentscheidung zwischen ETFs und Einzelaktien beschäftigt sowohl Anfänger als auch erfahrene Anleger. Während ETFs durch ihre Diversifikation punkten, locken Einzelaktien mit der Chance auf überproportionale Gewinne. Doch welche Anlagestrategie bietet Dir langfristig die bessere Performance?

Die Antwort ist nicht eindimensional: Die Entscheidung zwischen ETFs und Einzelaktien ist nicht nur eine Frage der Rendite, sondern vor allem Deiner persönlichen Risikobereitschaft, Deines Zeitaufwands für die Analyse und Deiner Diversifikationsstrategie. Beide Anlageformen haben ihre Berechtigung und können sogar ergänzend wirken.

In diesem umfassenden Vergleich analysieren wir die Vor- und Nachteile beider Strategien, vergleichen reale Renditen und zeigen Dir konkrete Ansätze für Deine Investitionsentscheidung.

Grundlagen: ETF vs. Aktien

ETFs (Exchange Traded Funds) sind börsengehandelte Indexfonds, die einen ganzen Markt oder Index abbilden. Mit einem einzigen ETF kaufst Du Anteile an hunderten oder tausenden Unternehmen gleichzeitig. Ein MSCI World ETF beispielsweise enthält über 1.600 Aktien aus 23 Industrieländern.

Einzelaktien hingegen sind direkte Beteiligungen an einem spezifischen Unternehmen. Du setzt auf die Entwicklung eines konkreten Geschäftsmodells und profitierst direkt von dessen Erfolg oder Misserfolg.

Der Hauptunterschied liegt in der Risikoverteilung: ETFs streuen das Risiko über viele Unternehmen, während Einzelaktien ein konzentriertes Investment darstellen. Diese fundamentale Unterscheidung beeinflusst alle weiteren Aspekte der Anlageentscheidung.

Bei der Diversifikation zeigt sich der erste große Vorteil von ETFs: Selbst wenn einzelne Unternehmen im Index schlecht performen oder sogar pleite gehen, gleichen die anderen Positionen diese Verluste aus. Bei Einzelaktien trägst Du das volle Unternehmensrisiko.

Rendite im Detail: Was kannst Du wirklich erwarten?

Die Renditebetrachtung erfordert eine differenzierte Analyse verschiedener Zeiträume und Risikoprofile. Historische Daten liefern wichtige Erkenntnisse für Deine Anlagestrategie.

ETF-Renditen:
Breit diversifizierte ETFs wie der MSCI World haben historisch durchschnittlich 7-9% jährliche Rendite erzielt. Diese Rendite ist relativ verlässlich über längere Zeiträume, unterliegt aber kurz- und mittelfristig erheblichen Schwankungen. Ein Investment von 10.000€ würde sich bei 8% jährlicher Rendite in etwa 9 Jahren verdoppeln.

Die Vorhersagbarkeit ist ein entscheidender Vorteil: Während die exakte Rendite nicht prognostizierbar ist, kannst Du mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit davon ausgehen, dass breit gestreute ETFs langfristig der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung folgen.

Einzelaktien-Renditen:
Einzelaktien bieten theoretisch unbegrenzte Renditechancen. Erfolgreiche Growth-Aktien können jährliche Renditen von 20%, 50% oder sogar mehr erzielen. Gleichzeitig ist aber auch ein Totalverlust möglich.

Die Spannbreite ist enorm: Während Apple-Aktionäre in den letzten Dekaden außergewöhnliche Renditen erzielt haben, verloren Anleger in Unternehmen wie Wirecard oder Theranos ihr gesamtes Investment.

Ein wichtiger Aspekt ist die Konzentration der Gewinne: Die Outperformance des Gesamtmarktes wird meist von wenigen "Superstar-Aktien" getragen. Diese zu identifizieren erfordert Glück, Können oder beides.

Kosten und Aufwand: Der entscheidende Unterschied

Der Zeitaufwand und die Komplexität unterscheiden beide Strategien fundamental. ETFs sind die "Faulpelz-Lösung", während Einzelaktien aktives Management erfordern.

ETF-Kosten und Aufwand:

  • Kaufkosten: 0-1€ bei den meisten Online-Brokern
  • Laufende Kosten: 0,1-0,7% TER (Total Expense Ratio) jährlich
  • Zeitaufwand: 1-2 Stunden jährlich für Portfolio-Überprüfung
  • Analyseaufwand: Minimal, meist beschränkt auf Index-Auswahl

Einzelaktien-Kosten und Aufwand:

  • Kaufkosten: 0-10€ pro Order, abhängig vom Broker
  • Laufende Kosten: Keine direkten Verwaltungsgebühren
  • Zeitaufwand: 5-20 Stunden wöchentlich für Research und Überwachung
  • Analyseaufwand: Fundamental- und Technische Analyse erforderlich

Ein praktisches Beispiel: Für ein diversifiziertes Aktienportfolio mit 20 Einzelaktien müsstest Du regelmäßig Geschäftsberichte lesen, Marktentwicklungen verfolgen und Deine Positionen überwachen. Bei einem ETF-Portfolio reicht es, einmal jährlich die Gewichtung zu überprüfen.

Die versteckten Kosten bei Einzelaktien sind oft höher als gedacht: Häufiges Handeln führt zu Transaktionskosten, emotionale Entscheidungen zu suboptimalen Kauf- und Verkaufszeitpunkten.

Was ist besser: ETF oder Aktien Investment?

Die optimale Strategie hängt von Deiner Persönlichkeit, Deinen Zielen und Deinen Ressourcen ab. Beide Ansätze haben spezifische Vor- und Nachteile.

ETFs eignen sich für Dich, wenn:

  • Du eine passive Anlagestrategie bevorzugst
  • Du wenig Zeit für Aktienanalyse aufwenden möchtest
  • Du als Anfänger in den Aktienmarkt einsteigen willst
  • Du eine breite Diversifikation mit geringem Aufwand suchst
  • Du emotionale Anlageentscheidungen vermeiden möchtest
  • Du regelmäßig kleine Beträge investieren willst (Sparplan)

Einzelaktien sind die bessere Wahl, wenn:

  • Du Freude an der Aktienanalyse hast
  • Du Zeit und Interesse für intensives Research mitbringst
  • Du überdurchschnittliche Renditen anstrebst
  • Du bereit bist, höhere Risiken einzugehen
  • Du bereits Erfahrung mit Aktieninvestments hast
  • Du in spezifische Unternehmen oder Branchen investieren möchtest

Viele erfolgreiche Anleger kombinieren beide Strategien: Ein ETF-Basis-Portfolio (70-80%) für die Grundabsicherung, ergänzt durch ausgewählte Einzelaktien (20-30%) für Renditechancen und persönliche Überzeugungen.

Diversifikation: Das Risiko richtig verteilen

Diversifikation ist einer der wenigen "Free Lunches" beim Investieren. Sie reduziert das Risiko, ohne die erwartete Rendite zu schmälern.

ETF-Diversifikation:
Ein MSCI World ETF bietet automatische Diversifikation über:

  • Über 1.600 Unternehmen
  • 23 Länder
  • Alle wichtigen Branchen
  • Verschiedene Unternehmensgrößen

Diese breite Streuung macht Dich unabhängig vom Schicksal einzelner Unternehmen oder Branchen. Selbst wenn ganze Sektoren einbrechen, bleiben andere Bereiche Deines Portfolios stabil.

Aktien-Diversifikation:
Bei Einzelaktien musst Du die Diversifikation selbst aufbauen. Experten empfehlen mindestens 15-20 Aktien aus verschiedenen Branchen und Regionen. Das erfordert:

  • Bewusste Sektorenauswahl
  • Geografische Verteilung
  • Größenverteilung (Large-, Mid-, Small-Caps)
  • Stil-Diversifikation (Growth vs. Value)

Die Herausforderung: Echte Diversifikation zu erreichen ist schwieriger als gedacht. Viele Privatanleger konzentrieren sich unbewusst auf bestimmte Branchen oder Regionen.

Psychologie: Emotionen als Renditekiller

Die psychologischen Aspekte werden oft unterschätzt, sind aber entscheidend für den Anlageerfolg. ETFs und Einzelaktien lösen unterschiedliche emotionale Reaktionen aus.

ETF-Psychologie:
ETFs fördern diszipliniertes Anlegen. Da Du nicht einzelne Unternehmen verfolgst, sind emotionale Reaktionen auf Kursschwankungen gedämpfter. Die breite Diversifikation macht extreme Verluste unwahrscheinlicher, was zu ruhigeren Entscheidungen führt.

Der "Set it and forget it"-Ansatz verhindert destruktives Market-Timing. Automatische Sparpläne nutzen den Cost-Average-Effekt und reduzieren emotionale Kaufentscheidungen.

Einzelaktien-Psychologie:
Einzelaktien verstärken emotionale Reaktionen. Du verfolgst "Deine" Unternehmen intensiver und reagierst stärker auf Kursbewegungen. Das kann zu irrationalen Entscheidungen führen:

  • Verluste werden zu lange gehalten (Loss Aversion)
  • Gewinne werden zu früh realisiert
  • Herdentrieb bei beliebten Aktien
  • Overconfidence nach ersten Erfolgen

FAQ: Häufige Fragen zu ETF vs. Aktien

Welche Anlage ist risikoärmer?
ETFs sind durch ihre Diversifikation grundsätzlich risikoärmer als Einzelaktien. Das Risiko von Totalverlusten ist bei breit gestreuten ETFs praktisch ausgeschlossen.

Kann ich mit Einzelaktien mehr Rendite erzielen?
Theoretisch ja, praktisch ist es schwierig. Die Chance auf Überrendite erkaufst Du Dir mit deutlich höherem Risiko.

Sollte ich als Anfänger mit ETFs oder Aktien starten?
Für Anfänger sind ETFs meist die bessere Wahl. Sie bieten eine einfache Möglichkeit, am Aktienmarkt zu partizipieren, ohne komplexe Analysen durchführen zu müssen.

Kann ich beide Strategien kombinieren?
Ja, das ist sehr sinnvoll. Eine Core-Satellite-Strategie nutzt ETFs als stabile Basis und ergänzt sie mit ausgewählten Einzelaktien für zusätzliche Renditechancen.

Wie viele Einzelaktien brauche ich für ein diversifiziertes Portfolio?
Mindestens 15-20 Aktien aus verschiedenen Branchen und Regionen. Ab 30-40 Positionen nährst Du Dich der Diversifikation eines ETFs an.

Fazit: Deine persönliche Anlagestrategie

Die Entscheidung zwischen ETFs und Einzelaktien ist nicht binär. Beide Strategien haben ihre Berechtigung und können sich in einem ausgewogenen Portfolio ergänzen.

Für die meisten Anleger bieten ETFs den besseren Einstieg: Sie sind kostengünstig, einfach zu verstehen und bieten automatische Diversifikation. Der passive Ansatz eignet sich besonders für langfristige Sparziele wie die Altersvorsorge.

Einzelaktien ergänzen ein ETF-Portfolio sinnvoll, wenn Du:

  • Zeit und Interesse für Aktienanalyse mitbringst
  • Das zusätzliche Risiko bewusst eingehen möchtest
  • Überzeugungen zu bestimmten Unternehmen hast
  • Deine Rendite durch aktive Selektion steigern willst

Deine Entscheidung sollte auf folgenden Faktoren basieren:

  • Verfügbare Zeit für Research und Portfoliomanagement
  • Risikobereitschaft und emotionale Belastbarkeit
  • Anlageziele und Zeithorizont
  • Vorerfahrung mit Aktieninvestments

Statt "entweder oder" könnte Deine Strategie "sowohl als auch" lauten: Ein ETF-Fundament für Stabilität und Diversifikation, ergänzt durch ausgewählte Einzelaktien für Renditechancen und persönliche Präferenzen.

Mit anyhelpnow findest Du den passenden Finanzberater, der Dir bei der individuellen Gestaltung Deiner Anlagestrategie hilft – egal ob Du Dich für ETFs, Einzelaktien oder eine ausgewogene Kombination aus beiden entscheidest.

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