Zuletzt aktualisiert: 21.11.2025

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Lesezeit: 8 Minuten

Grundfähigkeitsversicherung: Alles was Du wissen musst [2025]

Grundfähigkeitsversicherung: Alles was Du wissen musst [2025]

Inhalt:

Stell Dir vor: Ein Unfall beim Sport, eine plötzliche Krankheit – und von einem Tag auf den anderen kannst Du eine grundlegende Fähigkeit wie Gehen, Sehen oder Greifen nicht mehr ausüben. Dein Beruf? Momentan zweitrangig. Dein Leben? Komplett auf den Kopf gestellt. Doch welche Versicherung springt jetzt ein? Die Berufsunfähigkeitsversicherung? Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung? Oder doch die Grundfähigkeitsversicherung?

Genau diese Verwirrung führt dazu, dass viele Menschen vor einer wichtigen Entscheidung regelrecht erstarren. Sie schieben die Absicherung ihrer Arbeitskraft auf – oft so lange, bis es zu spät ist. Der Grund ist nicht mangelndes Interesse, sondern die Überforderung durch die Komplexität der verschiedenen Versicherungstypen. Niemand möchte Tausende Euro in eine Versicherung investieren, deren Leistungsfall er nicht wirklich versteht.

In diesem umfassenden Ratgeber bringen wir Licht ins Dunkel der Grundfähigkeitsversicherung. Du erfährst nicht nur, was diese Versicherung ist und wie sie funktioniert, sondern auch, ob sie für Deine individuelle Situation die richtige Wahl ist. Mit klaren Entscheidungskriterien, transparenten Kostenübersichten und echten Praxis-Beispielen bekommst Du alle Informationen, die Du für eine fundierte Entscheidung brauchst.

Was ist eine Grundfähigkeitsversicherung und wie funktioniert sie?

Die Grundfähigkeitsversicherung ist eine Form der Arbeitskraftabsicherung, die einen ganz besonderen Ansatz verfolgt: Sie zahlt, wenn Du eine oder mehrere definierte Grundfähigkeiten dauerhaft verlierst – unabhängig davon, ob Du deshalb Deinen Beruf noch ausüben kannst oder nicht. Das ist der entscheidende Unterschied zur Berufsunfähigkeitsversicherung.

Die Idee hinter dieser Versicherungsform entstand aus einem praktischen Problem: Viele Menschen mit Vorerkrankungen oder risikoreichen Berufen bekommen keine bezahlbare Berufsunfähigkeitsversicherung oder werden gar nicht erst angenommen. Die Grundfähigkeitsversicherung bietet hier eine Alternative mit vereinfachter Gesundheitsprüfung und klaren, objektiv messbaren Kriterien.

Der große Vorteil liegt in der Messbarkeit: Während bei der Berufsunfähigkeitsversicherung oft langwierige Diskussionen über die konkrete Berufsausübung entstehen, sind die Grundfähigkeiten eindeutig definiert. Kannst Du Deine Hand nicht mehr zu einer Faust schließen? Kannst Du nicht mehr 400 Meter am Stück gehen? Diese Fragen lassen sich objektiv beantworten.

Allerdings gibt es auch eine Kehrseite: Die Grundfähigkeitsversicherung zahlt nicht bei jeder Form der Beeinträchtigung. Wenn Du beispielsweise an einem schweren Burnout leidest und deshalb nicht mehr arbeiten kannst, physisch aber alle Grundfähigkeiten noch ausführen kannst, greift diese Versicherung nicht. Hier liegt ein fundamentaler Unterschied zur Berufsunfähigkeitsversicherung, die auch psychische Erkrankungen umfasst, wenn sie die Berufsausübung unmöglich machen.

Übersicht versicherter Grundfähigkeiten

Die folgende Tabelle zeigt Dir, welche Grundfähigkeiten typischerweise versichert sind und wie sie konkret definiert werden:

Grundfähigkeit Definition Messbarkeit Typische Auslöser
Gehen 400 Meter ohne Pause zurücklegen können Objektiv messbar durch ärztliche Tests Unfälle, Arthrose, Schlaganfall, MS
Sehen Sehvermögen unter 5% trotz Sehhilfen Augenärztlicher Befund Netzhautablösung, Makuladegeneration, Unfälle
Hören Gesamtverlust des Hörvermögens trotz Hilfsmitteln HNO-ärztliche Untersuchung Hörsturz, Infektionen, Altersschwerhörigkeit
Sprechen Unfähigkeit, sich verständlich zu machen Logopädische Untersuchung Kehlkopf-OP, neurologische Erkrankungen, Unfälle
Greifen Eine Hand nicht mehr zur Faust schließen können Orthopädische Tests Rheuma, Arthritis, Sehnenverletzungen, Amputationen
Arm heben Einen Arm nicht über Schulterhöhe heben können Beweglichkeitsmessung Schulterarthrose, Rotatorenmanschettenriss, Schlaganfall
Bücken Unfähigkeit, sich aus dem Stand nach vorne zu bücken Beweglichkeitstest Bandscheibenvorfall, Wirbelsäulenerkrankungen
Treppensteigen Eine normale Treppe nicht ohne Pause hochsteigen können Belastungstest Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Gelenkprobleme
Knien/Hocken Unfähigkeit, in die Hocke zu gehen Bewegungsprüfung Kniearthrose, Gelenkersatz, Beinverletzungen
Autofahren Keine Kraftfahrzeuge mehr führen dürfen Führerscheinentzug aus gesundheitlichen Gründen Epilepsie, Diabetes, Sehbeeinträchtigungen

Die genauen Definitionen und die Anzahl der versicherten Grundfähigkeiten variieren je nach Anbieter. Moderne Tarife umfassen oft 10 bis 15 verschiedene Grundfähigkeiten, während ältere Verträge teilweise nur 5 bis 7 abdecken. Bei der Auswahl eines Dienstleisters ist es wichtig, auf Qualität und Transparenz zu achten – das gilt auch bei der Versicherungswahl.

Grundfähigkeitsversicherung vs. Berufsunfähigkeitsversicherung: Der entscheidende Vergleich

Die Frage "Grundfähigkeitsversicherung oder Berufsunfähigkeitsversicherung?" ist die häufigste, mit der sich Verbraucher konfrontiert sehen. Und sie ist nicht einfach zu beantworten, denn beide Versicherungen haben unterschiedliche Stärken und Schwächen.

Der Kernunterschied liegt im Leistungsauslöser: Die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlt, wenn Du Deinen zuletzt ausgeübten Beruf zu mindestens 50% nicht mehr ausüben kannst. Die Grundfähigkeitsversicherung dagegen zahlt, wenn Du eine oder mehrere definierte Grundfähigkeiten verlierst – völlig unabhängig davon, ob Du noch arbeiten kannst.

Ein praktisches Beispiel verdeutlicht den Unterschied: Du bist Grafikdesigner und erleidest einen Autounfall, bei dem Deine linke Hand dauerhaft geschädigt wird. Du kannst sie nicht mehr zur Faust schließen. Deine Berufsunfähigkeitsversicherung würde vermutlich nicht zahlen, da Du mit der rechten Hand und entsprechender Software weiterhin als Grafikdesigner arbeiten kannst. Die Grundfähigkeitsversicherung jedoch würde leisten, da die Grundfähigkeit "Greifen" eindeutig verloren ist.

Umgekehrtes Szenario: Du entwickelst eine schwere Depression oder ein Burnout-Syndrom. Physisch bist Du vollkommen gesund, aber psychisch nicht in der Lage, Deinen Beruf auszuüben. Hier würde die Berufsunfähigkeitsversicherung zahlen, die Grundfähigkeitsversicherung jedoch nicht – denn alle körperlichen Grundfähigkeiten sind intakt.

Detaillierter Vergleich der beiden Versicherungsformen

Kriterium Berufsunfähigkeitsversicherung Grundfähigkeitsversicherung
Leistungsauslöser 50% Berufsunfähigkeit im zuletzt ausgeübten Beruf Verlust einer oder mehrerer definierter Grundfähigkeiten
Prüfungsverfahren Individuelle Prüfung der Berufsausübung, oft subjektiv Objektive Messung der Grundfähigkeiten, standardisiert
Durchschnittliche Kosten (30 Jahre, 1.500€ Rente) 80-200€ monatlich je nach Beruf 40-100€ monatlich, risikoklassenunabhängig
Gesundheitsprüfung Sehr umfangreich, viele Vorerkrankungen führen zu Ausschluss Vereinfacht, mehr Menschen werden angenommen
Psychische Erkrankungen Voll abgedeckt (häufigster Leistungsfall) Nicht abgedeckt, nur körperliche Einschränkungen
Streitpotential bei Leistung Hoch – oft Diskussionen über Berufsausübung Niedrig – objektive Messbarkeit
Leistungsquote Ca. 40% der Anträge werden zunächst abgelehnt Ca. 20% der Anträge werden zunächst abgelehnt
Berufsgruppenabhängigkeit Sehr stark – Handwerker zahlen deutlich mehr Gering – ähnliche Preise für alle Berufe
Schutz bei chronischen Krankheiten Umfassend bei allen berufsrelevanten Erkrankungen Nur wenn Grundfähigkeiten betroffen sind
Typischer Anwendungsfall Bürojobs, psychische Belastungen, komplexe Berufsbilder Handwerk, Vorerkrankte, risikoreiche Berufe

Die Leistungsquoten zeigen ein interessantes Bild: Während bei der Berufsunfähigkeitsversicherung häufiger Leistungsanträge gestellt werden, ist die Ablehnungsquote auch höher. Bei der Grundfähigkeitsversicherung sind die Kriterien zwar eng gefasst, aber wenn sie erfüllt sind, gibt es kaum Diskussionsspielraum.

Für einen Grundfähigkeitsversicherung Test ist es entscheidend, die eigenen Risiken realistisch einzuschätzen. Bist Du eher gefährdet durch psychische Überlastung oder durch körperliche Verletzungen? Diese Frage hilft bei der Entscheidung.

Für wen ist eine Grundfähigkeitsversicherung sinnvoll?

Die Entscheidung, ob eine Grundfähigkeitsversicherung für Dich die richtige Wahl ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Es gibt klare Zielgruppen, für die diese Versicherungsform besonders geeignet ist – aber auch Menschen, für die sie definitiv die falsche Wahl wäre.

Ideale Zielgruppen für die Grundfähigkeitsversicherung:

Menschen mit Vorerkrankungen bilden die größte Zielgruppe. Wenn Du bereits gesundheitliche Probleme hast – etwa Rückenprobleme, Asthma oder frühere Unfallverletzungen – bekommst Du oft keine bezahlbare Berufsunfähigkeitsversicherung mehr. Die Grundfähigkeitsversicherung hat eine vereinfachte Gesundheitsprüfung und akzeptiert mehr Antragsteller.

Handwerker und körperlich Arbeitende profitieren besonders von dieser Absicherung. Als Dachdecker, Maurer oder Gärtner sind körperliche Fähigkeiten Deine Existenzgrundlage. Der Verlust einer Grundfähigkeit wie "Treppensteigen" oder "Bücken" würde Deine Arbeit unmöglich machen. Gleichzeitig sind die Kosten für Handwerksleistungen hoch – ein Einkommensausfall wäre verheerend.

Berufseinsteiger mit kleinem Budget finden in der Grundfähigkeitsversicherung eine günstigere Alternative zur klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung. Besonders in jungen Jahren, wenn das Einkommen noch begrenzt ist, kann die Grundfähigkeitsversicherung eine sinnvolle Basisabsicherung sein.

Sportler und Menschen mit risikoreichen Hobbys werden von klassischen Berufsunfähigkeitsversicherungen oft mit hohen Risikozuschlägen belegt. Die Grundfähigkeitsversicherung fragt nicht nach Hobbys und kalkuliert keine Risikozuschläge für Extremsport.

Für wen ist die Grundfähigkeitsversicherung weniger geeignet:

Büroangestellte und Wissensarbeiter sollten kritisch prüfen, ob die Grundfähigkeitsversicherung ausreicht. Als Softwareentwickler, Anwalt oder Unternehmensberater könntest Du auch mit Einschränkungen einzelner Grundfähigkeiten oft weiter arbeiten. Die größte Gefahr in diesen Berufen sind psychische Erkrankungen – und die sind nicht abgedeckt.

Menschen mit hohem Stressrisiko und psychischer Belastung sollten eher zur Berufsunfähigkeitsversicherung greifen. Burnout, Depressionen und Angststörungen sind heute die häufigsten Ursachen für Berufsunfähigkeit – die Grundfähigkeitsversicherung leistet hier nicht.

Gutverdiener, die umfassenden Schutz wollen, sollten die Berufsunfähigkeitsversicherung bevorzugen. Wenn Du Dir eine höherpreisige Absicherung leisten kannst und einen umfassenden Schutz möchtest, ist die Berufsunfähigkeitsversicherung die bessere Wahl.

Entscheidungsmatrix: Ist die Grundfähigkeitsversicherung für Dich sinnvoll?

Beantworte diese Fragen mit Ja oder Nein:

  1. Hast Du Vorerkrankungen, die eine BU-Versicherung erschweren? (Ja = +2 Punkte)
  2. Arbeitest Du körperlich oder handwerklich? (Ja = +2 Punkte)
  3. Ist Dein Budget begrenzt? (Ja = +1 Punkt)
  4. Bist Du unter 30 Jahre alt? (Ja = +1 Punkt)
  5. Betreibst Du Extremsportarten? (Ja = +1 Punkt)
  6. Arbeitest Du hauptsächlich im Büro? (Ja = -2 Punkte)
  7. Ist psychische Belastung in Deinem Beruf hoch? (Ja = -2 Punkte)
  8. Möchtest Du umfassenden Schutz ohne Lücken? (Ja = -1 Punkt)

Auswertung:

  • 4+ Punkte: Die Grundfähigkeitsversicherung ist für Dich eine sinnvolle Option
  • 1-3 Punkte: Prüfe beide Varianten gründlich und lasse Dich beraten
  • 0 oder negativ: Eine Berufsunfähigkeitsversicherung ist vermutlich die bessere Wahl

Bei der Planung Deiner finanziellen Absicherung solltest Du die Grundfähigkeitsversicherung als einen Baustein betrachten, nicht als Komplettlösung.

Kosten, Leistungen und Vertragsgestaltung

Die Kosten einer Grundfähigkeitsversicherung variieren deutlich weniger als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung, da der Beruf keine Rolle spielt. Dennoch gibt es wichtige Faktoren, die den Preis beeinflussen.

Hauptfaktoren für die Beitragshöhe:

Das Eintrittsalter ist der wichtigste Kostenfaktor. Je jünger Du beim Abschluss bist, desto günstiger wird die Versicherung. Ein 25-Jähriger zahlt etwa 30-40% weniger als ein 40-Jähriger für die gleiche Versicherungssumme.

Die Höhe der monatlichen Rente bestimmt natürlich direkt die Kosten. Eine monatliche Rentenzahlung von 1.000€ kostet etwa halb so viel wie 2.000€. Hier gilt: Die Rente sollte mindestens 60-70% Deines Nettoeinkommens abdecken, besser mehr.

Die Vertragslaufzeit beeinflusst den Preis. Läuft der Vertrag bis zum 67. Lebensjahr, zahlst Du mehr als bei einem Vertrag, der mit 65 endet – logisch, aber oft übersehen.

Die Anzahl der versicherten Grundfähigkeiten macht einen großen Unterschied. Tarife mit 15 versicherten Grundfähigkeiten kosten mehr als solche mit nur 7 Grundfähigkeiten, bieten aber deutlich besseren Schutz.

Die Dynamik-Option erhöht die Beiträge, ist aber sinnvoll. Mit einer Dynamik steigen Beitrag und Versicherungssumme jährlich um einen festen Prozentsatz – so bleibt die Kaufkraft der Rente erhalten.

Konkrete Kostenbeispiele 2025

Alter bei Abschluss Monatliche Rente Laufzeit bis Grundfähigkeiten Monatlicher Beitrag Jährliche Kosten
25 Jahre 1.000€ 67 Jahre 10 35-45€ 420-540€
25 Jahre 1.500€ 67 Jahre 12 55-70€ 660-840€
35 Jahre 1.000€ 67 Jahre 10 45-60€ 540-720€
35 Jahre 1.500€ 67 Jahre 12 70-90€ 840-1.080€
45 Jahre 1.000€ 67 Jahre 10 65-85€ 780-1.020€
45 Jahre 1.500€ 67 Jahre 12 100-130€ 1.200-1.560€

Diese Preise sind Richtwerte und können je nach Anbieter um 10-20% variieren. Entscheidend ist: Die Grundfähigkeitsversicherung kostet deutlich weniger als eine vergleichbare Berufsunfähigkeitsversicherung – oft 40-60% weniger.

Wichtige Vertragsklauseln, auf die Du achten solltest:

Die Karenzzeit definiert, wie lange eine Grundfähigkeit beeinträchtigt sein muss, bevor die Versicherung leistet. Standard sind 6 oder 12 Monate. Kürzere Karenzzeiten sind besser, kosten aber mehr.

Die Prognoseklausel ist kritisch: Viele Verträge verlangen, dass die Beeinträchtigung voraussichtlich dauerhaft sein muss. Das kann zu Problemen führen, wenn eine Besserung theoretisch möglich, aber unwahrscheinlich ist.

Die Nachversicherungsgarantie ermöglicht es Dir, die Versicherungssumme bei bestimmten Lebensereignissen (Heirat, Geburt eines Kindes, Immobilienkauf) ohne erneute Gesundheitsprüfung zu erhöhen. Diese Option ist Gold wert.

Die weltweite Geltung ist wichtig, wenn Du im Ausland lebst oder arbeiten möchtest. Nicht alle Tarife leisten weltweit.

Häufig gestellte Fragen zur Grundfähigkeitsversicherung

Wie lange muss eine Grundfähigkeit beeinträchtigt sein, damit die Versicherung zahlt?

Die meisten Verträge fordern eine Karenzzeit von 6 bis 12 Monaten. Das bedeutet: Die Grundfähigkeit muss voraussichtlich dauerhaft, mindestens aber für diesen Zeitraum verloren sein. Erst dann beginnt die Rentenzahlung. Einige Tarife zahlen auch rückwirkend ab dem Zeitpunkt des Verlusts, andere erst ab Ablauf der Karenzzeit.

Kann ich die Grundfähigkeitsversicherung mit einer BU-Versicherung kombinieren?

Ja, das ist möglich und kann sinnvoll sein. Du könntest eine günstige Grundfähigkeitsversicherung als Basisschutz abschließen und diese mit einer kleineren, bezahlbaren Berufsunfähigkeitsversicherung ergänzen. So hast Du sowohl bei körperlichen als auch bei psychischen Beeinträchtigungen einen gewissen Schutz – ohne die hohen Kosten einer vollwertigen BU-Versicherung.

Was passiert, wenn ich mehrere Grundfähigkeiten gleichzeitig verliere?

In der Regel zahlt die Versicherung nur einmal die vereinbarte Rente, auch wenn mehrere Grundfähigkeiten betroffen sind. Es gibt keine "Verdopplung" der Leistung. Wichtig ist daher, die Versicherungssumme von vornherein ausreichend hoch zu wählen.

Wie wird geprüft, ob eine Grundfähigkeit wirklich verloren ist?

Die Versicherung wird medizinische Gutachten anfordern und gegebenenfalls eigene Untersuchungen durchführen lassen. Der große Vorteil: Die Kriterien sind klar definiert und objektiv messbar. Kannst Du nachweislich keine 400 Meter mehr gehen oder Deine Hand nicht zur Faust schließen, ist die Beweislage eindeutig – anders als bei der oft strittigen Frage der Berufsausübung.

Wann sollte ich die Grundfähigkeitsversicherung kündigen?

Eine Kündigung ist selten sinnvoll, da Du beim Neuabschluss älter bist und höhere Beiträge zahlen würdest. Sinnvoll kann eine Kündigung sein, wenn sich Deine Lebensumstände fundamental ändern (z.B. Du erbst ein großes Vermögen und bist finanziell abgesichert) oder wenn Du eine deutlich bessere Alternative gefunden hast. In den meisten Fällen ist es besser, den Vertrag beizubehalten oder beitragsfrei zu stellen.

Greift die Versicherung auch bei altersbedingten Einschränkungen?

Nein, die meisten Verträge schließen natürliche Alterungsprozesse aus. Die Grundfähigkeit muss durch Krankheit oder Unfall verloren gehen, nicht durch normales Altern. Diese Klausel ist wichtig und sollte im Kleingedruckten genau geprüft werden.

Wie finde ich die beste Grundfähigkeitsversicherung für meine Situation?

Ein umfassender Vergleich verschiedener Anbieter ist unverzichtbar. Achte dabei nicht nur auf den Preis, sondern besonders auf die Anzahl und Definition der versicherten Grundfähigkeiten, die Karenzzeit und die Vertragsklauseln. Eine unabhängige Beratung kann hier sehr hilfreich sein.

Anbieter und Produktvergleich 2025

Der Markt für Grundfähigkeitsversicherungen hat sich in den letzten Jahren deutlich entwickelt. Während anfangs nur wenige Anbieter dieses Produkt im Portfolio hatten, gibt es mittlerweile zahlreiche Gesellschaften mit unterschiedlichen Konzepten.

Die wichtigsten Anbieter im Überblick:

Die Nürnberger Versicherung war einer der Pioniere und bietet einen umfassenden Schutz mit 15 versicherten Grundfähigkeiten. Besonders hervorzuheben ist die Klausel zu psychischen Erkrankungen: Als einziger Anbieter leistet die Nürnberger auch bei schweren Depressionen, wenn dadurch Grundfähigkeiten beeinträchtigt werden.

Die Alte Leipziger punktet mit sehr günstigen Beiträgen und einer flexiblen Vertragsgestaltung. Mit 12 versicherten Grundfähigkeiten liegt sie im guten Mittelfeld. Die Nachversicherungsgarantie ist besonders großzügig gestaltet.

Die Volkswohl Bund bietet einen soliden Basisschutz mit 10 Grundfähigkeiten. Die Beiträge liegen im mittleren Preissegment. Interessant ist die Möglichkeit, die Versicherung später in eine Berufsunfähigkeitsversicherung umzuwandeln.

Die Gothaer hat einen innovativen Ansatz: Sie versichert nicht nur klassische Grundfähigkeiten, sondern auch kognitive Fähigkeiten wie "Orientierung" und "Erinnerung". Das macht den Schutz breiter, treibt aber auch die Kosten nach oben.

Die Continentale bietet als Besonderheit eine integrierte Unfallversicherung. Bei Unfällen zahlt sie zusätzlich zur Grundfähigkeitsrente eine Einmalleistung bei Invalidität.

Anbieter-Vergleichstabelle 2025

Versicherer Anzahl Grundfähigkeiten Besonderheiten Ø Kosten (35 Jahre, 1.500€ Rente)*
Nürnberger 15 Psychische Erkrankungen teilweise eingeschlossen 85-95€
Alte Leipziger 12 Sehr günstige Beiträge, großzügige Nachversicherung 70-80€
Volkswohl Bund 10 Umwandlungsoption in BU-Versicherung 75-85€
Gothaer 14 Kognitive Fähigkeiten versichert 90-100€
Continentale 11 Integrierte Unfallversicherung 80-90€
Bayerische 12 Sehr kurze Karenzzeit (3 Monate) 85-95€
LV 1871 13 Weltweiter Schutz ohne Einschränkung 80-90€

*Angaben für Nichtraucher ohne Vorerkrankungen, Stand 2025

Worauf solltest Du beim Vergleich besonders achten?

Die Definition der Grundfähigkeiten variiert zwischen den Anbietern teils erheblich. Was bei einem Anbieter als "Verlust der Gehfähigkeit" gilt (keine 400 Meter), kann bei einem anderen strenger definiert sein (keine 200 Meter). Diese Details entscheiden im Leistungsfall.

Die Karenzzeit sollte möglichst kurz sein. 6 Monate sind Standard, 3 Monate wären besser. Manche Anbieter bieten gegen Aufpreis auch eine Verkürzung der Karenzzeit an.

Prüfe genau, welche Ausschlüsse gelten. Manche Tarife schließen bestimmte Vorerkrankungen oder berufliche Tätigkeiten aus. Diese Ausschlüsse sind oft versteckt im Kleingedruckten.

Die Flexibilität bei Vertragsanpassungen ist wichtig. Kannst Du die Versicherungssumme erhöhen? Kannst Du den Vertrag beitragsfrei stellen? Solche Optionen geben Dir Spielraum für Veränderungen in Deinem Leben.

Fazit: Die Grundfähigkeitsversicherung als wichtiger Baustein Deiner Absicherung

Die Grundfähigkeitsversicherung ist keine universelle Lösung für jeden, aber für bestimmte Zielgruppen eine ausgezeichnete Alternative zur klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung. Sie punktet durch objektiv messbare Kriterien, günstigere Beiträge und eine vereinfachte Gesundheitsprüfung.

Die drei wichtigsten Erkenntnisse: Erstens, die Versicherung ist besonders für Menschen mit körperlich anspruchsvollen Berufen und Vorerkrankungen geeignet. Zweitens, sie deckt psychische Erkrankungen nicht ab – was für Büroangestellte ein echtes Problem sein kann. Drittens, die Kosten liegen deutlich unter denen einer Berufsunfähigkeitsversicherung, dafür ist der Schutz auch begrenzter.

Deine Entscheidung sollte auf einer realistischen Einschätzung Deiner persönlichen Risiken basieren. Bist Du hauptsächlich durch körperliche Unfälle und Erkrankungen gefährdet? Dann ist die Grundfähigkeitsversicherung eine gute Wahl. Ist psychische Überlastung in Deinem Beruf ein größeres Risiko? Dann solltest Du eher zur Berufsunfähigkeitsversicherung greifen.

Eine fundierte Absicherung ist genauso wichtig wie andere Lebensentscheidungen. So wie Du bei größeren Projekten wie einem Umzug professionelle Unterstützung in Anspruch nimmst, solltest Du auch bei Deiner Arbeitskraftabsicherung nicht auf Expertenrat verzichten.

Mit anyhelpnow findest Du qualifizierte Experten im Bereich Gesundheit und Vorsorge, die Dich bei der Auswahl der richtigen Absicherung unterstützen. Von der persönlichen Risikoanalyse über den Anbietervergleich bis zur Vertragsoptimierung – professionelle Beratung hilft Dir, die beste Entscheidung für Deine individuelle Situation zu treffen und langfristig gut abgesichert zu sein.

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